Der Cranach-Altar zu Neustadt an der Orla (1513)
Unterzeichnung und malerische Ausführung
Das Verfahren der Bildwandlung, die Macro-Infrarot-Reflektographie (MIRR), bewirkt bei Gemälden die Visualisierung von Unterzeichnungen auf dem Bildträger. Informationen, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind, ermöglichen neue Erkenntnisse zur Bildentstehung wie zu späteren Änderungen und dadurch zur Arbeitsweise und Organisation in der frühen Cranach-Werkstatt.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Cranach-Altar zu Neustadt an der Orla. Nicht nur die (vom Meister) mit graphischen Mitteln vorgegebene Bildkomposition auf dem Malgrund wird durch die MIRR sichtbar, auch die im weiteren Malprozess erfolgten Abweichungen oder gezielte Formkorrekturen können nachgewiesen werden. Die Bildentstehung erscheint als Arbeitsprozess. Ablesbar ist die auf Vorzeichnungen basierende Gestaltungsabsicht. Wegen der Handschriftlichkeit der Unterzeichnung lassen sich Individualstile identifizieren. Zudem sind alterungsbedingte Veränderungen des Malschichtgefüges erkennbar, was nicht zuletzt rezeptionsgeschichtlich von Bedeutung ist. Die Korrektur der Bildfindung im Entstehungsprozess liefert Indizien für Authentizität und die Anpassung an die veränderten künstlerischen Darstellungsformen der Renaissance.
Analyse ausgewählter Cranach-Altarwerke und ihrer Kompositionsentwicklung durch die Macro-Infrarot-Reflektographie
Forschungsbeitrag zur werktechnischen und künstlerischen Entstehung der Altäre sowie zu Arbeitsprozess und Organisation in der Wittenberger Cranach-Werkstatt